Das
Wort Islam kommt aus dem Arabischen und bedeutet
Unterwerfung, Hingabe. Es bezeichnet die unbedingte
Ergebung in den Willen des einen Gottes Allah. Der
Islam ist die jüngste der Weltreligionen. Zu
den Ländern der islamischen Weltgemeinschaft
gehören die arabischen Staaten in Nordafrika
und im Nahen Osten, die Türkei und Teile der
früheren UdSSR in Zentralasien, der Iran, Afghanistan,
Pakistan, Indien und Bangladesh, Malaysia, Indonesien,
die Philippinen und Teile Chinas.
Die Anhänger nennen sich Muslime. Ihre Zahl
wird auf 935 Millionen Menschen geschätzt.
Der Islam ist streng monotheistisch: er vertritt
ebenso wie Judentum und Christentum den Glauben
an den einen allmächtigen Gott. Die Welt stellt
ein wohlgeordnetes, harmonisches Ganzes dar, in
dem alles seinen Platz und seine Ordnung hat. Allah
hat vier fundamentale Aufgaben gegenüber der
Welt: Schaffen, Versorgen, Führen und Richten.
Die Aufgabe der Menschheit ist der "Dienst
an Gott" sowie der Aufbau einer Gesellschaftsordnung,
in der ethische Prinzipien verwirklicht sind.
Eine grundlegende Quelle der islamischen Glaubenslehre
und Religionsausübung ist der Koran. Die Muslime
verstehen den Koran als das Wort Gottes. Sie glauben,
dass Gott selbst der Autor des Korans ist, welcher
deshalb unfehlbar sei. Diese Schrift stellt die
Sammlung der Worte dar, die dem Propheten Mohammed
während der rund 22 Jahre seines Wirkens zwischen
610 und 632 offenbart wurden. Gott sandte nach islamischer
Auffassung die Propheten aufgrund der moralischen
Schwäche der Menschen. Sie sollten den Völkern
sowie den Einzelnen das moralisch und spirituell
richtige Verhalten lehren. Die Propheten sind eine
untrennbare Einheit. Sie sind menschlicher Natur
und die vollkommensten Vorbilder für die Menschheit.
Nach dem Islam war Adam der erste Prophet. Die Botschaften
aller Propheten stammen danach aus derselben göttlichen
Quelle, die im Koran u.a. als "die Mutter aller
göttlichen Bücher" bezeichnet wird.
Nach dieser Auffassung sind im Grunde alle Religionen
ein und dieselbe, auch wenn sich in ihren Formen
unterscheiden. Dem Koran zufolge ist die "Verbesserung
der Welt" das Ideal aller menschlichen Anstrengungen.
Die Menschen sollen ihre Kleinlichkeit überwinden
und großzügig sein. Dadurch werden sie
eine Tugend entwickeln, die als Taqwa bezeichnet
wird. Mit Hilfe dieser Eigenschaft können die
Menschen das Gute vom Bösen unterscheiden und
vor allem ihre eigenen Handlungen richtig bewerten.
Die als "fünf Säulen des Islam"
bekannten Pflichten werden im Islam als grundlegend
und zentral im Leben der islamischen Gemeinschaft
betrachtet. Sie lauten: Glaubensbekenntnis - Entsprechend
der uneingeschränkt monotheistischen Auffassung
des Islam ist die erste Pflicht das Glaubensbekenntnis
"Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer
Allah, und Mohammed ist sein Prophet." Jeder
darf sich als Muslim oder Muslimin betrachten, der
bzw. die das Glaubenszeugnis bewusst und aufrichtig
vor einer festgelegten Anzahl von Zeugen ausspricht.
Gebet - Die zweite Pflicht besteht in fünf
täglichen Gebeten. Das erste Gebet wird vor
Sonnenaufgang, das zweite am sehr frühen Nachmittag,
das dritte am späten Nachmittag, das vierte
unmittelbar nach Sonnenuntergang und das fünfte
vor der Nachtruhe bzw. vor Mitternacht verrichtet.
Zum Gebet richten sich die Muslime in Richtung Mekka
aus. Dabei werden vorgeschriebene Gebete und Koranstellen
rezitiert. Alle fünf Gebete im Islam sind gemeinschaftlich
und in einer Moschee zu verrichten, die ein wichtigstes
Zentrum des islamischen Lebens darstellen. Gebete
können jedoch auch einzeln verrichtet werden,
wenn jemand aus bestimmten Gründen nicht in
der Gemeinde anwesend sein kann. Vor dem Gebet nimmt
der Muslim rituelle Waschungen vor. Almosen - Dies
war ursprünglich die Steuer, die Mohammed und
später die muslimischen Staaten von den reichen
Mitgliedern der Gemeinschaft erhoben hatte, um den
Armen zu helfen. Nur wenn diese Abgabe bezahlt ist,
gilt der übrige Besitz eines Muslims als rein
und legitim. Fasten - Die vierte Pflicht besteht
im Fasten während des Ramadan im neunten Monat
des islamischen (Mond-) Kalenders. Während
des Fastenmonats enthält sich der erwachsene
und gesunde Muslim von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
der Nahrung, Getränke, Genussmittel wie z.
B. Rauchen sowie des Geschlechtsverkehrs. Wallfahrt
- Die fünfte Pflicht ist die Wallfahrt nach
Mekka. Alle erwachsenen Muslime, die körperlich
und wirtschaftlich dazu in der Lage sind, müssen
diese Wallfahrt mindestens einmal im Leben machen.
Die Wallfahrt findet während der ersten zehn
Tage des letzten Monats des Mondjahres statt und
beginnt damit, dass sich die Pilger durch Waschungen
und Anlegen eines Bußgewandes in einen Zustand
der Reinheit versetzen. 1977 wurden in Mekka fast
zwei Millionen Pilger gezählt. Jahrhundertelang
spielte Mekka als Treffpunkt islamischer Gelehrter
eine wichtige Rolle für den Austausch und die
Verbreitung ihrer Ideen. Im Laufe der letzten zwanzig
Jahre diente die Wallfahrt auch der Förderung
der politischen Solidarität in der islamischen
Welt. Neben diesen fünf Hauptstützen des
Islam gibt es weitere wichtige Vorschriften, beispielsweise
das Verbot Alkohol zu trinken oder Schweinefleisch
zu essen.
Das Ziel aller Muslime ist "Gottes Herrschaft
auf Erden". Damit ist jedoch keine Herrschaft
der Priester gemeint. Alle Lebenssphären -
die spirituelle, die soziale, die politische und
die wirtschaftliche - sollen eine untrennbare Einheit
bilden und von den islamischen Werten geprägt
sein. Auf diesem Ideal basieren die Gedanken des
"islamischen Rechtes" und des "islamischen
Staates" und die starke Betonung des sozialen
Lebens und sozialer Pflichten. Die Grundlage der
islamischen Gesellschaft ist die Gemeinschaft. Ihre
Aufgabe besteht darin, "das Gute zu befördern
und das Böse zu verhindern" und so die
Welt zu verbessern. Die Stärkung der Familie
spielte im Laufe der Zeit eine wichtige Rolle. Der
Koran betont den Respekt vor den Eltern. Die Ehe
gilt im Koran empfohlene, selbstverständliche
Einrichtung, in der die Ehepartner in Liebe und
Verständnis einander zugetan sein sollen. Im
islamischen Recht, z. B. im Scheidungsrecht, nimmt
der Mann eine Vormachtstellung ein, wobei der Ehebruch
der Frau mit hohen Strafen belegt wird. Der Koran
schreibt Maßnahmen zur Verbesserung der Stellung
der Frau vor. Er legt wiederholt Nachdruck auf eine
gute Behandlung der Frau und gesteht Ehefrauen im
Fall einer schlechten Behandlung das Recht auf Scheidung
zu. Der Koran erlaubt die Polygamie mit bis zu vier
Frauen, ermahnt aber auch: "Wenn Du fürchtest,
nicht allen Frauen gleichermaßen gerecht zu
werden, dann heirate nur eine Frau." Der Missbrauch
dieses Rechtes hat dazu geführt, dass in den
meisten muslimischen Ländern in neuerer Zeit
ein neues Eherecht eingeführt wurde.
Der
Ausdruck "Jihad", der in der Regel mit
"Heiliger Krieg" übersetzt wird,
bezeichnet den Kampf für das islamische Ziel
der "Verbesserung der Welt"; wenn notwendig,
können dafür auch Streitkräfte eingesetzt
werden. Einige muslimische Herrscher des Mittelalters
setzten aber den Jihad dafür ein, um Kriege
zu rechtfertigen, die aus rein politischen Absichten
geführt wurden.
Der klassischen islamischen Rechtsauffassung zufolge
zerfällt die Welt in drei Gebiete: das "Gebiet
des Islam", in dem die Muslime die Vormacht
besitzen, das "Gebiet des Vertrages",
die Mächte, mit denen Muslime Friedensverträge
geschlossen haben, und das "Gebiet des Krieges",
also die übrige Welt.
Im Gegensatz zu den hauptsächlich auf die Glaubenslehre
und Philosophie ausgerichteten islamischen Bewegungen
des Mittelalters waren die Anliegen der neuzeitlichen
Bewegungen überwiegend soziale und moralische
Reformen. Sie kamen im 18. Jahrhundert auf. Spätere
islamische Reformer wurden von westlichen Gedanken
beeinflusst. Sie gingen davon aus, dass Vernunft
und modernes westliches Denken die Wahrheit des
Islam eher bestätigen als in Frage stellen
würden und dass die islamische Glaubenslehre
in neuzeitlichen Worten neu formuliert werden könne.
Intellektuelle in Ägypten, der Türkei
und Indien wollten die Lehren des Korans mit Ideen
wie konstitutionelle Demokratie, Naturwissenschaften
und Emanzipation in Einklang zu bringen. Sie wiesen
darauf hin, dass der Koran die Erforschung und Nutzbarmachung
der Natur fördert und dass die Muslime einige
Jahrhunderte lang in den Naturwissenschaften führend
waren. Sie vertraten weiter die Auffassung, dass
der Koran die Frauen rechtlich gleichgestellt habe,
dass diese Rechte jedoch von den Männern an
sich gerissen worden seien. Diese modernistischen
Gedanken wurden ab 1930 von den islamischen Fundamentalisten
erbittert bekämpft. Der islamische Fundamentalismus
lehnt nicht die moderne Bildung, Naturwissenschaft
und Technik ab, sondern beschuldigt die Modernisten,
Moralvorstellungen sowie Lebensformen der westlichen
Welt zu verbreiten. So machen sie z. B. die Emanzipation
der Frau nach westlichem Muster für den Zerfall
der Familie verantwortlich. Außerdem haben
viele Muslime immer noch Abneigungen gegen ihre
früheren westlichen Kolonialmächte. So
sind zumindest einige Erklärungsansätze
dafür gefunden, warum in vielen islamischen
Ländern westliche Staaten als feindlich angesehen
werden. Gleichzeitig wird jedoch deutlich, dass
Islam an sich keine kriegerische Religion ist.
(vgl. Microsoft Encarta)
(Nadine
Härtwig)
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